Ausbildungsmesse der Superlative
Eine „Messe der Superlative“ hatte IHK-Präsident Wolfgang Grenke die Einstieg Beruf bereits im Vorfeld genannt. Außergewöhnlich war die größte regionale Ausbildungsmesse dann tatsächlich in vielerlei Hinsicht. Mit 17200 Besuchern (im Vorjahr waren es 14 000) wurden deutlich mehr Gäste verzeichnet als erwartet, die Zahl der Aussteller ist um 66 auf 296 gestiegen. Aber vor allem war die Messe eines: Außergewöhnlich international. Schon am ersten großen Stand direkt in der Eingangshalle prangte die Aufschrift: „Ausbildung International“. Der Stand war erste Anlaufstelle für die Besucher aller Hautfarben, die anschließend durch die Gänge strömten auf der Suche nach einem Praktikumsplatz oder einer Ausbildungsstelle.
Selbst Vertreter der IHK-FOSA, der Anerkennungsstelle für ausländische Berufsabschlüsse waren aus Nürnberg angereist, um ausländischen Besuchern und Migranten ein Erstgespräch anzubieten. Sie, ebenso wie die IHK-Bildungsberater und Vertreter von Handwerkskammer und Arbeitsagentur, hatten alle Hände voll zu tun, die organisierten internationalen Gruppen über die Vergleichbarkeit der Berufe und über das deutsche duale Bildungssystem zu informieren.
Eine Gruppe von knapp 70 elsässischen Schülerinnen und Schülern aus Wissembourg, Haguenau, Lauterbourg und Bischwiller war gemeinsam mit dem Bus angereist und wurde vor Ort von Mitarbeitern der IHK, der Handwerkskammer, der Region Alsace und der Arbeitsagentur betreut. Die jungen Leute hatten sich bereits vorab je nach Interessengebiet für eine der Führungen mit dem jeweiligen Schwerpunkt auf sozialen, gewerblich-technischen, handwerklichen oder kaufmännischen Berufen entscheiden können. Wie IHK-Bildungsberater Stephan Ruf berichtete, war das Interesse auf beiden Seiten groß. „Man merkt, dass die Elsäser schon im Vorfeld von ihren Lehrern gut vorbereitet worden waren. Die Jugendlichen zeigten sich sehr interessiert. Sie hatten sogar ihre Bewerbungsunterlagen dabei, die auch direkt vor Ort an die Unternehmen weitergeben wurden“, so Ruf. Damit konnten sie punkten. Die SEW-EURODRIVE GmbH & Co KG und die Mayr-Melnhof Karton AG beispielsweise überlegen nun, ob sie zusätzliche Ausbildungsstellen speziell für französische Azubis einrichten.
Anschließend waren die elsässischen Gäste sogar bereit, sich in der so genannten Black Box von Baden TV zu ihren Berufswünschen interviewen zu lassen.
In Gruppen eingeteilt wurden auch die rund 120 Flüchtlinge, größtenteils Schüler der VAB/O-Klassen der Berufsschulen (Vorqualifizierung Arbeit und Beruf für Jugendliche ohne Deutschkenntnisse) zu den Ständen der Unternehmen geführt, die im Vorfeld Interesse an einer Beschäftigung von Zuwanderern signalisiert hatten.
Auf die Frage, ob sie sofort eine Ausbildung beginnen würden, strahlten zwei junge Männer ausTogo und Serbien. Ein Ausbildungsplatz wäre ihr Traum. Beide sind seit drei Jahren in Deutschland, haben sich angefreundet und sprechen deutsch miteinander. Nicht alle Flüchtlinge haben allerdings so gute Sprachkenntnisse.
Schon während der Eröffnungsfeier erklärten IHK-Präsident Grenke, Joachim Wohlfeil, Präsident der Handwerkskammer und Ingo Zenkner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Karlsruhe-Rastatt, einhellig: „Die Zauberformel für den Start in ein erfolgreiches Berufsleben lautet: Sprache, Sprache, Sprache.
Gleichwohl war das Fazit von OStD Peter Münz von der Albert-Einstein-Schule Ettlingen und dem ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer Udo Brunner positiv: „Viele Flüchtlinge sind traumatisiert und perspektivenlos. Für sie war es ganz wichtig zu sehen, was es gibt und zu sehen, dass Betriebe an ihnen interessiert sind.“
IHK-Präsident Grenke sieht das EQ (Einstiegsqualifizierungsjahr) als vielleicht größte Chance für Flüchtlinge an, sich in unseren Arbeitsmarkt zu integrieren. Die Jugendlichen absolvieren dabei ein sechs- bis zwölfmonatiges Praktikum in einem Unternehmen und damit Teile eines anerkannten Ausbildungsberufs, wofür die IHK ein Zertifikat ausstellt. Über dieses Modell übernehmen die Betriebe etwa zwei Drittel der EQ-Praktikanten in ein Ausbildungsverhältnis.“ Ingo Zenkner ergänzte: „Wenn wir alles richtig machen und alle ganz eng zusammenarbeiten, können die Flüchtlinge die Fachkräfte von übermorgen sein.“
Auch das Speed Dating mit Ausbildungsleitern und Personalverantwortlichen von mehr als 40 Unternehmen, das in diesem Jahr Premiere feierte, wurde hervorragend angenommen. Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund hatten hier die Chance, erste Kontakte zu Unternehmen zu knüpfen und eventuell einen Praktikumsplatz zu ergattern.
„Wir haben mit dieser Messe die richtige nicht virtuelle Forum gefunden, um lebendigen Jugendlichen die lebendige Wirtschaft zu zeigen“, fasste es Arbeitsagentur-Chef Zenkner zusammen. „Unsere Unternehmen konnten zeigen, dass duale Ausbildung an vorderster Front der technologischen Entwicklung steht. Auf der Messe ist für jeden etwas dabei, für die benachteiligten schwächeren Jugendlichen gibt es die Assistierte Ausbildung, für die besonders Begabten eine verkürzte Ausbildung“, so Zenkner.
Quelle : Berufsbildung-Newsletter der IHK Karlsruhe vom 29.01.2016
Kontakt : Katy Klimesch katy.klimesch@karlsruhe.ihk.de